Die Bautzener Kastengurke wurde 2020 Passagier der Slow Food „Arche des Geschmacks“!
In diesem Jahr wurde die „Bautzener Kastengurke“ in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Die Organisation Slow Food wählt dazu seit 1996 bedrohte Nutzpflanzen- und Tierrassen aus, die so ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden und damit besser erhalten werden sollen.
Die Bautzener Kastengurke ist eine Einlegegurke aus der Oberlausitz. In Katalogen der Firma FC Heinemann Erfurt der Jahre 1925 und 1940 findet man bereits diese Gurke als „Gangs Bautzener Kastengurke“ als Nachbau. Sie war damals anscheinend weiter verbreitet als Einlege- und Senfgurke.
Diese historische Gurkensorte wurde vom VEN in der Genbank Gatersleben gefunden und in kleinem Umfang v.a. von Mitgliedern der Regionalgruppe Lausitz/ Ostsachsen angebaut und erhalten. Eine Gärtnerin in Tharandt bei Dresden vermehrt sie z.B. nun seit einigen Jahren professionell, so dass auch Saatgut im Handel ist. Zu bekommen ist dieses u.a. beim Samenbau Nordost und in Biomärkten in und um Dresden.
Durch gezieltes Aussortieren bitterstoffhaltiger Pflanzen wird jetzt versucht, das bei alten Gurkensorten vor allem unter Streß, z.B durch kaltes Gießwasser, gelegentlich auftretende Vorkommen von bitteren Gurken zu unterbinden. Bei der Verwendung fast ausgereifter Früchte als Senfgurken sind aber auch evtl. Bitterstoffe weitgehend abgebaut. Sonst bleibt nur, die bitteren Stellen wegzuschneiden, wie im Gemüse-Faltblatt des VEN beschrieben.
Wir freuen uns, dass es eine Nutzpflanze in die „Arche des Geschmacks“ geschafft hat, die vom VEN wieder in Umlauf gebracht wurde. Sie ist damit eine von 73 Archepassagieren und die erste Gurkensorte überhaupt, der diese Ehre zuteil wird. Sie steht dort stellvertretend für viele historische Sorten, die durch die heute beliebteren Schlangengurken und vor allem durch F1-Hybriden verdrängt wurden. Ein großer Erfolg für das Gemüse des Jahres 2019/ 2020 und allen daran Beteiligten ist sehr zu danken. Er wird hoffentlich nicht nur zur weiteren Verbreitung der Kastengurke, sondern auch dazu beitragen, dass das Interesse für historische Gemüsesorten weiter zunimmt.
Matthias Berger