Rosenkohl
Gespeichert von Susanne Goroll am 9. August 2017 - 13:33
Botanischer Name:
Brassica oleracea var. gemmifera
Verfasst von Cora Leroy.
Rosenkohl auf deutschen Tellern kommt meistens aus der Tiefkühltruhe und wurde im belgischen oder niederländischen Ausland angebaut, wo er wohl ursprünglich auch mal entstanden ist. Ob er erst 150 Jahren alt ist oder ob es ähnliche Formen schon im Mittelalter gab, ist heute nicht mehr genau feststellbar.
Hingegen ist es eine Tatsache, dass seit den 60 iger Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr Hybridsorten gezüchtet wurden, die einheitlicher abreifen und besser mit Maschinen beerntet werden können. Die Industrie legt soviel Wert auf Qualität, dass die EU eine Verordnung zur Rosenkohlgüte erlassen hat. Die Rosen sollen rund bis hochrund und am besten leicht gestielt sein. Sortenmerkmale, die für Heimgärtner uninteressant sind, denn da kann die Rose auch dicht am Strunk sitzen oder doch mal etwas lockerer werden.
Im Europäischen Sortenkatalog finden sich derzeit 118 zugelassene Sorten. Hingegen kann man bei Arche Noah und Pro Spezie Rara aktuell keine einzige beziehen.
In der roten Liste ist nur ' Wilhlmshagen' eingetragen. Im Lexikon der alten Gemüsesorten aus dem AT-Verlag sind immerhin 5 aufgeführt: 'Demi-nain du pays', 'Early Half Tall', 'Long Island Improved', 'Perfection de Geneve' und 'Rubine'. Im Hobbyanbau sind 'Hilds Ideal' seit Jahrzehnten und 'Roodnerf' beliebt.
Biobauern werden über die Suchdatenbank organicxseeds außer 'Groninger' und 'Neptuno' ausschließlich Hybriden empfohlen.
Synonym: Sprossenkohl, Englisch: Brussels sprout
Anbau:
Rote Rosenkohlsämlinge, Sorte 'Red Ball' Foto: Cora Leroy
Rosenkohl wird in Heimgärten vorgezogen. Der Aussaatzeitpunkt ist sortenabhängig und liegt frühestens Mitte März und für späte Sorten höchstens Ende April.
Optimal keimt Rosenkohl bei 20° bis höchstens 25° C. Dann sieht man die Keimblätter bereits nach 3 bis 5 Tagen. Nach erfolgter Keimung kann die Temperatur dann zurückgedreht, bzw. ausgeschaltet werden, denn für die Jungpflanzenanzucht reichen zwischen 8° und 12°C völlig aus. Nach 4 bis 6 Wochen sollten die Pflänzchen so groß sein, dass man sie ins Beet auf Endabstand setzt. Die meisten Angaben zu Pflanzabständen gehen von Pflegearbeiten mit Maschinen aus: 60 – 75 cm x 30 – 50 cm. Egal welchen Abstand man wählt, mehr als 4 Pflanzen sollten nicht auf dem Quadratmeter stehen.
(Hier wäre es interessant, ob jemand Erfahrung gesammelt hat mit Unterpflanzung, bzw. -saat, etwa mit Sommerfeldsalat, Hirschhornwegerich oder anderen genügsamen, kleinen Gewächsen.)
Rosenkohl braucht in der Hauptwachstumsphase extrem viel Stickstoff und Wassergaben. Wer im maritimen Klima mit seinen kühlen Sommern seinen Garten auf Löß oder humusreichen sandigen Lehm hat, und zudem den Boden noch im Herbst des Vorjahres mit Dung und/oder Kompost angereichert hat, dem gelingen die besten Röschen. Optimale ph-Werte liegen, wie bei anderen Kohlhernie-gefährdeten Brassica-Vertretern um pH 7.
Alle die Rosenkohl ernten wollen, und nicht die optimalen Bedingungen im Garten haben, müssen dies durch reichlich Gießen, Mulchen und Kopfdüngungen ausgleichen. Wachstumsstockungen kommen durch Wassermangel zustande, zumal der Rosenkohl sich seine meiste Nahrung aus den obersten 30 cm holt. Erst wenn er älter wird, schafft er auch die tieferen Bodenschichten zu erschließen.
Unterschiedliche Antworten findet man auf die Frage, ob das Kappen der Terminalknospe, auch Gipfelrose genannt, für die Röschenentwicklung förderlich sei. Vielleicht ist diese Praktik sortenabhängig (Erfahrungen wünschenswert). Es sollte im August, bzw. wenn die Röschen haselnussgroß sind, geschehen. Zu dieser Zeit können die frühesten (gewerblich genutzten) Sorten schon geerntet werden, wobei der Geschmack, wie bei Grünkohl, durch Frost gefördert wird. Deswegen halte ich spätere Sorten für Heimgärtner geeigneter.
Ernte:
Prinzipiell kann sich die Ernte nach dem Bedarf richten und sich bis ins Frühjahr fortsetzen. Die untersten Röschen sind zuerst "küchenreif". Rosenkohl stirbt im Winter eher durch Trockenheit als durch Kälte. Ohne jegliche Schäden verträgt er bis -15°C. Die Pflanze an sich überlebt weitere Minusgrade, nur müssen die Röschen dann mehr geputzt werden. Ältere Sorten schützen die Röschen, indem sie die Blätter senken. Neuere Sorten sind aufgrund der leichteren maschinellen Ernte auf Laubabwurf getrimmt worden.
Vermehrung:
Man kann Rosenkohl moderat beernten und trotzdem etwas Saatgut gewinnen. (Vorschlag: untersten 4 Röschen für die Blüte opfern).
Rosenkohl blüht im zweiten Jahr, denn er braucht für die Blüteninduktion zwischen fünf und zehn Woche Kälte um vier bis sieben Grad. Er ist Fremdbefruchter und vertraut dabei auf die Hilfe von Insekten. Wahrscheinlich ist, dass er wie alle Kopfkohle der Art oleracea zu Pollen- Selbstinkompatibilität neigt. Damit kommt der Sortenwahl und der Endzahl der selektierten Samenträger besondere Bedeutung zu. Die Sorten müssen noch eine ausreichende genetische Variabilität aufweisen. Seed Savers Exchange meint, dass zwar von nur 5 Pflanzen lebensfähiger Samen geerntet werden kann, für eine echte Sortenkonservierung empfiehlt diese Organisation aber mindestens 80 Pflanzen.
Wenn von den vier ursprünglich auf den Quadratmeter gepflanzten Rosenköhlern eine ausselektiert wird, dann ist für die verbleibenden drei optimal Platz für ihre Blüte. Die Pflanze ist in Blüte ca. 1,50m hoch. Falls die Samenstände drohen umzufallen empfiehlt es sich diese z.B. an Tomatenstangen anzubinden.
Wie bei anderen Kohlgewächsen werden die Samen gedroschen, wenn die Schoten vollkommen vertrocknet sind. (Wer hat Erfahrungen mit Ausfall und dem Reifezeitraum?)
Nutzung:
Rosenkohl zählt zu den typischen Wintergemüsen. Genutzt werden die in den Blattachseln des Strunks heranwachsenden Knospen, die als Röschen bezeichnet werden. Sie sollen fest sein. Ihr Zuckergehalt nimmt nach Frosteinwirkung noch zu. Dann schmecken sie auch noch ausgewogener. Es spricht nichts gegen eine Nutzung der lockeren Terminalknospe, falls entspitzt wird. Man kann sie ja im Gefrierfach einfrieren und so die Frosteinwirkung vorwegnehmen.
Ob man die Röschen am Stiel mit einem Kreuzschnitt einschneidet oder nicht, ist meiner Ansicht nach Geschmackssache, denn der Schnitt bewirkt nicht nur ein schnelleres Garen, sondern auch dass Bitterstoffe ausgewaschen werden. Rosenkohl im Schnellkochtopf gegart, hält die typische Geruchsbildung im Topf zurück.