Kartoffel des Jahres 2015: die Heideniere

Nürnberg (13.2.2015). Die „Heideniere“ ist die „Kartoffel des Jahres“ 2015. Renate Künast, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses Recht und Verbraucherschutz, gab den Namen heute in Nürnberg bekannt. „Heideniere“ ist eine besonders gut schmeckende, niedersächsische Sorte, die vor 60 Jahren von Kartoffelbauern aus Soltau gezüchtet worden ist. Sie ist tief gelb und fest kochend. Ihren Namen hat sie von ihrer auffälligen Form. Nierenförmige Kartoffeln sind sehr selten. Im Antrag auf Zulassung 1953 – nach 14 Jahren Zuchtarbeit – lobten die Züchter ihre Kartoffel in den höchsten Tönen: Sie sei eine Kartoffel mit den besten Eigenschaften als Salatkartoffel und eine herausragende Delikatesskartoffel für Hotelbetriebe.

Steckbrief „Heideniere“

Die „Heideniere“ ist eine Kreuzung aus den Sorten „Erstling“ und „Joks“. 14 Jahre züchtete eine Genossenschaft von Kartoffelbauern aus dem Raum Soltau (Soltau-Bergen eG) mit ihr, bis sie 1953/54 zugelassen wurde. Die Form, die an eine Niere erinnert, gab der Heidekartoffel ihren Namen. In Ihrer „Anmeldung zur Zulassung“ schwärmten die Züchter: „beste Speisekartoffel (Salzkartoffel) … mit besten Salat- und Bratkartoffeleigenschaften ...ausgesprochene Delikatesskartoffel für Hotelbetriebe … eignet sich besonders für Pommes frites … als Ersatz für Bintje ... Exportkartoffel für Belgien.“ Was den Verbraucher interessiert: Die „Heideniere“ ist eine tief gelbe, fest kochende Kartoffel mit charakteristischem Geschmack. Und wichtig für den Landwirt: Die Heideniere ist widerstandsfähig gegen Knollenfäule und gut haltbar im Winterlager.

Geschichte der „Heideniere“

Trotz ihres hervorragenden Geschmacks konnte sich die „Heideniere“ nur schwer behaupten, weil die Vermarktung schwierig war. Nach dem Ende ihrer geschützten Zulassung im Jahr 1966 wurde das Pflanzgut in Genbanken in Ostdeutschland am Leben erhalten. 1996 begann der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN), die Sorte wieder anzubauen. Seit 2011 steht die „Heideniere“ als Erhaltungssorte in der Bundessortenliste und darf lizenzfrei als Pflanzkartoffel gehandelt werden. Derzeit wird sie aber auf weniger als zehn Hektar angebaut.

Renate Knast bei der Bekanntgabe der Kartoffel des Jahres

Wer hat gewählt?

Die „Kartoffel des Jahres“ wird gewählt von Vertretern des Arbeitskreises „Kartoffel des Jahres“. Dem Arbeitskreis gehören zehn Organisationen, Vereine und Unternehmen an.

1. Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Georg Janßen, Geschäftsftsführer
2. Bioland e.V., Jan Plagge, Präsident
3. Biolandhof Ellenberg, Karsten Ellenberg, Landwirt und Kartoffelzüchter
4. Freilichtmuseum am Kiekeberg, Prof. Dr. Rolf Wiese, Museumsleiter
5. Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN), Carolin Grieshop, Geschäftsführerin
6. Slow Food, Walter Kress, Conviviumsleitung Heilbronner Land
7. Tartuffli Naturwaren e.K., Peter Glandien, Kartoffelhändler
8. Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg (VERN), Rudolf Vögel
9. Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), Dr. Heidi Lorey
10. Blaue Kartoffeln, Wilfried Stegmann, landwirtschaftlicher Berater

Kriterien für die Wahl

Zur Wahl stehen jedes Jahr Kartoffelsorten, die ohne Gebühren nachgebaut werden können, weil sie älter als 30 Jahre sind. Das sind Hunderte überwiegend regionale Sorten. In die Vorauswahl kommen jedes Jahr sechs Sorten. Die Vertreter des Arbeitskreises „Kartoffel des Jahres“ stimmen dann über die Auszeichnung ab. „Kriterium für die Wahl ist, dass die Sorte schon etwas geleistet haben muss“, sagt Karsten Ellenberg, Bioland-Landwirt. Das könne eine besondere Resistenz gegenüber Schädlingen sein oder ein besonders charakteristischer Geschmack wie bei der „Heideniere“.