Claudia Weigel: Aus der Gartenverbannung zur Chilifee
Den Anfang unserer Reihe macht Claudia Weigel. Über 400 Chili Sorten hat sie in ihrem Angebot, von denen sie immer mehr in unsere Saatgutliste einbringt. Dabei war ihr das Talent für die Gartenarbeit nicht in die Wiege gelegt. Doch ihre Großmutter hat sie begeistert und hat an sie geglaubt. Lesen Sie selbst, was sie antreibt:
Inspiration durch die Oma
Die Begeisterung für Nutzpflanzen habe ich von meiner Oma vermittelt bekommen. Noch als Jugendliche konnte ich Blumen nicht von Unkraut unterscheiden, aufgrund dieser Gefahr war ich natürlich von jeglicher Gartenarbeit ausgenommen. Meine Oma jedoch hegte Hoffnung und weihte mich in die Geheimnisse des Tomatenanbaus ein. Einen Salzhering mit ins Pflanzloch, schräges Einpflanzen der Setzlinge, später Ausbrechen der Seitentriebe und Kappen der Hauptachse im August; auch in rauem Klima brachte sie es zu stattlichen Ernten und mich zum Staunen. Denn Tomaten waren nicht nur rot und rund, sondern bereicherten unsere Küche in vielen Formen und Farben. Wenn sie es denn dorthin schafften und nicht vorher „Verkostungen“ zum Opfer fielen. Selbst unreife Tomaten verarbeitete meine Oma zu schmackhaften Sauerkonserven.
Blumenwiese auf dem Balkon
Erst viel später in eigener Wohnung entstand der Wunsch, den Balkon zu in eine grüne Oase zu verwandeln, bloß nicht mit Geranien & Co. So wuchsen in den Balkonkästen Wiesenblumenmischungen und zogen Schmetterlinge und Bienen an, es war eher ein Dschungel als eine Oase. In Töpfen dann erste Versuche mit Tomaten und Chilis für die eigene Versorgung. Jedoch sollte auch hier das Saatgut nicht „von der Stange“ sprich aus dem Baumarkt sein, sondern möglichst etwas Außergewöhnliches. Internetrecherchen führten mich zu verschiedenen Erhalterorganisationen, wo ich dann auch diverses Saatgut bestellte. Erst ein paar Jahre später durfte ich dann einen kleinen Garten mein Eigen nennen, wie zu erwarten lag auch hier mein Fokus wieder auf den Nutzpflanzen.
Vielfalt mit der Natur
Seither probiere ich viel aus, besonders historische Überlieferungen und alte Schriften haben es mir angetan. Werkelte man damals vor der Industrialisierung noch MIT der Natur und nicht gegen sie, wurde doch alles Verwertbare von Pflanze und Tier bestmöglich verarbeitet. Der Respekt Lebewesen gegenüber ist uns in unserer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft leider etwas abhanden gekommen.
So versuche ich für Pflanzen und Boden die idealen Bedingungen zu schaffen und zu erkennen, was dafür notwendig ist. Mittlerweile vermehre ich über 400 Chilis, 60 Paprikas, 140 Tomaten und 25 Tabaksorten, zusätzlich noch über 100 Heilkräuter, aus denen ich natürlich meine Pflanzenstärkungsmittel selber gewinne. Jedes Jahr kommen neue Sorten hinzu. So gibt es geografische Schwerpunkte wie zum Beispiel indische Chilis, ungarische Paprikas, alte DDR-Tomaten oder farbliche Themen wie schwarze Tomaten. Natürlich werden auch Kundenwünsche berücksichtigt, nicht jeder mag oder verträgt gerne scharf, so habe ich mich in letzter Zeit der Nachzucht alter Paprikasorten gewidmet. Allerdings mache ich nicht jeden Hype mit, zum Beispiel die ständige Jagd nach neuen Schärferekorden bei den Chilis entspricht nicht meiner Philosophie.
Auch mich regen Blattläuse auf und der Giersch nervt, jedoch betrachte ich das als vergänglich. Nicht vergänglich ist wohl das Problem eines jeden leidenschaftlichen Gärtners: die Anzahl der Sorten, die man anbauen möchte, überschreitet deutlich und jedes Jahr aufs Neue den verfügbaren Platz…
Meine Botschaft für alle: Besinnen wir uns doch wieder auf den Rhythmus der Natur und wertschätzen ihre Gaben.