Erfahrungsbericht vom 3. Flögelner Saatgutlehrgang 2010
Obwohl ich schon seit über 10 Jahren von einem Teil des selbst angebauten Gemüses auch Saatgut gewinne, habe ich mir dieses Jahr meinen schon seit langem gehegten Wunsch erfüllt und ein Saatgutseminar besucht. Die Wahl fiel auf diesen umfangreichen Kurs, der auf drei Wochenenden über das Jahr verteilt war, da hier eine gut fundierte und umfassende Vermittlung von Wissen und Erfahrungen versprochen wurde, aber auch weil Flögeln unweit der Wurster Küste in einer Region liegt, die ich schon seit vielen Jahren kenne und mit vielen schönen Erinnerungen verbinde.
Die Inhalte des ersten Wochenendes im April waren vorwiegend theoretischer Natur, u. a. Grundlagen der Bestäubungsbiologie, Sortenkentnisse und aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen. Ab dem zweiten Wochenende waren immer wieder praktische Anschauungen und Übungen eingestreut, die meist auf dem nahe gelegenen Ökohof von Peter Barthel stattfanden. Referent an allen drei Wochenenden war Dr. Gerald Krebs, der auf der Basis seines reichen Erfahrungsschatzes auch trockene Themen lebendig präsentieren konnte. Immer wieder kam es zu interessanten Diskussionen mit den Kursteilnehmern, ohne dass dadurch die Seminarplanung aus den Fugen geriet. Im August fand die praktische Selektionsübung an Karotten zum Teil im strömenden Regen aber bei bester Stimmung statt. Selbige Karotten fanden sich dann anderntags in der leckeren Suppe wieder. Auch sonst kamen wir kulinarisch nicht zu kurz. So konnten wir z. B. unterschiedliche Schalottensorten, aber auch Tomaten- und Kartoffelsorten verkosten. Schön war auch das gemeinsame Gemüseputzen am Samstagabend für den Folgetag, welches am letzten Wochenende eher aus Versehen nötig wurde. Grundsätzlich finde ich ja, dass Gemüsegarten und Küche zusammen gehören. Schwerpunkt des letzten Wochenendes war die Saatgutreinigung und -lagerung, vor allem erstere mit umfassendem praktischen Anteil. Mit etwas handwerklichem Talent lassen sich erstaunlich effektive Geräte basteln. Die entscheidende Grundlage der Saatgutreinigung ist aber eine umfangreiche Sammlung an Sieben, hauptsächlich Küchensieben, die mit etwas Phantasie und Geschick um Siebe mit exotischerer Lochung erweitert werden kann. Darauf werde ich sicherlich bei zukünftigen Flohmarktgängen achten.
Insgesamt habe ich an diesen drei Wochenenden so viel gelernt und gehört, dass sich der nicht ganz unerhebliche Aufwand für Anreise und Übernachtungen sicher gelohnt hat. Schmerzlich ist mir allerdings auch mal wieder bewusst geworden, dass ich als Hobbygärtner neben meinem Beruf und anderen Interessen nur eine überschaubare Anzahl von Kulturen sorgfältig und im für die Sortenerhaltung nötigen Umfang pflegen kann. Dennoch plane ich nun mit neuer Motivation für das nächste Jahr und will mich auch an die ein oder andere schwierigere Kultur rantrauen.
Alexander Artmann