Ludwig Watschong - Gründer des VEN
26.9.1952 – 21.10.2019
Ein Pionier für die Bewahrung der Saatgutvielfalt, Ludwig Watschong, ist von uns gegangen. Seine Leukämieerkrankung hat ihn das Leben gekostet, seine zahlreichen Saatgutschätze aber leben weiter in vielen Haus- und Kleingärten.
Zu einem stimmungsvollen ruhigen Zusammentreffen hatte seine Familie zahlreiche Wegbegleiter und Freunde am Tage der Beisetzung eingeladen, sich vorab auf seinem Hofgelände von ihm zu verabschieden.
Um den Verlust alter Kulturpflanzensorten und -arten aufzuhalten, wurde 1986 auf Ludwigs Initiative der gemeinnützige Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN) gegründet und vier Jahre darauf der Arbeitskreis für biologisches Saatgut, die spätere GbR Dreschflegel, nach wie vor eine basisdemokratische Betriebsgemeinschaft. Im Jahr 2000 folgte die Gründung des gemeinnützigen Dreschflegel e.V.
Beide Vereine setzen sich bis heute, dank vieler engagierter Gärtnerinnen und Gärtner, für das kulturelle Erbe alter Gemüsesorten und weiterer fast in Vergessenheit geratener Nutzpflanzen auf praktischer und politischer Ebene ein. Sie geben nicht nur Saatgut, sondern auch das Wissen und ihre Erfahrungen im Saatbau weiter.
Lange Jahre engagierte sich Ludwig parallel in beiden Initiativen. Bis 1998 war er im Vorstand des VEN aktiv und gab wichtige Impulse für dessen Entwicklung, dabei stets offen für neue Aufgaben, Ziele und Strukturvorschläge. Fast geräuschlos verließ er dann den VEN und es blieben nur noch wenige Zusammentreffen bei gemeinsamen Veranstaltungen.
Die Begegnung mit Ludwig auf der VEN-Mitgliederversammlung 1995 hat meinem Leben einen neuen Sinn gegeben, für den ich bis heute unendlich dankbar bin. Gemeinsam mit weiteren engagierten Vorstandsmitgliedern konnte verhindert werden, daß der Verein damals aufgelöst wurde. In den Erhalterringen des VEN werden übrigens auch die Sorten, die aus Ludwigs Schatzkiste stammen, langfristig gesichert, sowie von mir selbst behütet und bewahrt.
Wir alle, die das Glück hatten, Ludwig Watschong persönlich kennenzulernen, vermissen seine zugewandte, in sich ruhende und dennoch beharrliche Art. Was würde er wohl sagen, wenn er erleben könnte, welchen Aufschwung das private Gärtnern und Selbstversorgen jetzt in den Pandemiezeiten nimmt?
Uschi Reinhard
im Januar 2021