Dicke Bohnen / Puffbohnen / Pferde- oder Saubohnen und Ackerbohnen
Eine bei uns sehr viel weiter zurück gehende Anbaugeschichte als die der um das Jahr 1500 aus der Neuen Welt eingeführten Stangen-, Busch-, und Feuerbohnen hat die zur selben Pflanzenfamilie Hülsenfrüchte / Leguminosen gehörende Bohnengattung Vicia. Zu ihr gehören die Acker- (Vicia faba L. var. minor) und die Dicken Bohnen (Vicia faba L. var. major). Beide vertragen deutlich niedrige Temperaturen, sogar leichte Fröste können ihnen nichts anhaben.
Ackerbohnen wurden in Europa, auch im Gebiet des heutigen Deutschlands, bereits für die Bronzezeit nachgewiesen. Sie werden heute noch als Viehfutter, aber auch als Gründünger angebaut. Deren im Mittelalter aufkommende großkörnige Züchtungsform ist die Puffbohne, auch Sau- oder Dicke Bohne genannt. Noch heute wird sie für Speisezwecke genutzt, allerdings ist sie nicht mehr so bekannt wie einst, hat zuweilen regional allerdings noch große Bedeutung.
Früh und tief! Sobald der Boden offen ist. Dicke Bohnen vertragen leichte Fröste im einstelligen Bereich und ihre Aussaatzeit liegt je nach Region zwischen Mitte Februar und Ende März. Nur in luftfeuchten Lagen mit viel Regen führt eine noch spätere Aussaat zu guten Ergebnissen. Auch kann man Dicke Bohnen ab Ende Januar vorziehen und nach etwa 4 Wochen bei geeigneter Witterung dann auspflanzen.
Dicke Bohnen werden in etwa 10 - 20 cm Abstand in der Reihe gelegt, Reihenabstand 40 - 60 cm. Gesät wird tief, 8 - 12 cm, die kleineren Ackerbohnen 5 - 8 cm. Für einen besseren Stand können die Pflanzen später weiter angehäufelt werden. Auf der Fläche sollten vorher 3, besser 5 Jahre keine Leguminosen gestanden haben.
Späte Aussaat führt häufig zu Läusebefall. Die Schwarze Bohnenlaus kann mit Schmierseifenlösung ein- oder mit kräftigem Wasserstrahl abgespritzt werden. Man kann sie auch mit den Fingern zerquetschen oder man entspitzt die befallenen Pflanzen kurzerhand.
Bohnen gedeihen gut in schwerem und kalkhaltigem bis neutralem Boden (evtl. im Herbst Kalk zufügen, auch Gesteinsmehl im verwendeten Kompost wirkt günstig) und sollten zur Vermeidung von Krankheiten bei der Aussaat nicht in frisch gedüngten Boden gelegt werden. Sie sind ohnehin Schwachzehrer, den benötigten Stickstoff holen sie sich mit Hilfe der an ihren Wurzeln befindlichen Knöllchenbakterien aus der sich im lockeren Boden befindlichen Luft. Zu hohe Stickstoffgaben behindern eine gute Ausreifung.
Alle Bohnenarten sind vor Schneckenfraß zu schützen und weitgehend unkrautfrei zu halten.
In staunassem Boden können Bohnen nicht gedeihen. Bei anhaltender Trockenheit empfiehlt sich allerdings das Gießen. Eine gute Wasserversorgung während der Blüte sorgt für reichen Hülsenansatz. Bei anhaltender Trockenheit werden Blüten und junge Hülsen z.T. abgeworfen.
Als schlechte Nachbarn für Bohnen gelten Erbsen, Zwiebelgewächse und Fenchel. Bekannt ist die Mischkultur mit Kartoffeln.
Sobald die Hülsen ausgewachsen sind, können sie gepflückt werden. Die Körner sollten noch weich sein. Man rechnet je nach Sorte etwa 100 Tage bis zur Ernte. Als ganze Hülsen im Kühlschrank halten sie sich einige Tage.
Bei den Dicken Bohnen wird bei der Sortenerhaltung ein Abstand von etwa 150 m empfohlen. Auch weil die Blüten der Dicken Bohne gern von Insekten besucht werden ist Fremdpolleneintrag sonst sehr wahrscheinlich.
Für alle Bohnen gilt: Will man eine Sorte als diese erhalten, sollten beim Anbau mehrerer Sorten möglichst verschieden aussehende gewählt werden, dann ist eine erfolgte Einkreuzung bereits im Pflanzenbestand (z. B. an einer "falschen" Blüten- oder Hülsenfarbe oder -form) oder später bei der Saatguternte zu erkennen und die dem Sortenbild nicht entsprechenden Pflanzen und Körner können über die Folgegenerationen hinweg wieder aussortiert werden, bis sie im Bestand nicht mehr auftreten.
Man sät übrigens nie alle Körner aus! Besonders, um bei Misslingen noch eine Reserve, aber auch, um ein Saatgutmuster zum Abgleich mit späteren Ernten zu haben. Dabei bitte beachten: Bohnen dunkeln bei der Lagerung nach!
Bei unsicheren Bedingungen oder sehr geringer Kornzahl ist es ratsam, die Bohnen für die Saatgutgewinnung im Februar in Töpfen hell und frostfrei vorzuziehen und, wichtig, dann langsam an die kalten Temperaturen zu gewöhnen. Ausgepflanzt werden können die kräftigen Pflanzen nach etwa 4 Wochen, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind.
Als Samenträger wählt man mindestens(!) 10 - 15 am besten kräftige und einen reichen Fruchtansatz aufweisende Pflanzen aus. Die ersten Hülsen sollen unbedingt als Saatgut hängengelassen werden. Krank aussehende Pflanzen sind frühzeitig zu entfernen. Auch solche, die aufgrund von Mutation oder Einkreuzung augenfällig nicht dem Sortenbild entsprechen, scheiden zur Weitervermehrung aus. Es sei denn man möchte sie für die Entwicklung einer "neuen Sorte" verwenden, sofern man ein Projekt für die kommende Jahre anstrebt.
Die Hülsen für die Saatgutgewinnung belässt man an den Pflanzen bis sie gänzlich ausgereift sind. Sie sind dann ganz trocken. Je nach Sorte hat man allerdings dann wenig Zeit, sie zu pflücken, bevor sie aufplatzen und die Kerne zu Boden fallen.
Die Kerne sind herauszupulen oder zu dreschen und sollen in jedem Fall gut nachgetrocknet und dann kühl und vor Nässe (Schimmelgefahr) und Fraßfeinden geschützt, mit Sortennamen und Erntejahr gekennzeichnet, aufbewahrt werden.
Möglicherweise auftretende Bohnenkäfer werden durch Lagerung in Schraubdeckelgläsern am Ausschwärmen gehindert. Bei Bohnenkäferbefall, zu erkennen an den schlüpfenden schwarzgrauen Käfern im Lagerbestand, sind die Bohnen für etwa 2 Wochen einzufrieren. Hierzu ist es wichtig, dass sie besonders gut durchgetrocknet sind, da sonst ihre Keimfähigkeit erlischt. Dieses Einfrieren kann auch prinzipiell und vorbeugend erfolgen.
Dicke Bohnen werden zum Direktverzehr bevorzugt in der Milchreife genutzt.
Ausgereift können sie später gekeimt als Sprossen roh (außer bei Favismus, einer stoffwechselbedingten Unverträglichkeit) oder gedünstet verzehrt werden. Ebenso wie übrigens auch Erbsen.
In unserer Ernährung sind alle Bohnen gute Eiweißlieferanten.