Steckrübe, Kohlrübe

Botanischer Name: 
Brassica napus ssp. napobrassica L.

Foto: Matthias Süßen Wikimedia

Auszüge der Veröffentlichungen der AG Gemüse des Jahres des VEN: Elvira Stoltmann, Alexander Artmann und Johannes Timaeus

Die Steckrübe ist ein traditionelles Gemüse insbesondere des nördlichen Europas, wo sie gut gedeiht und mit ihrem mitunter zarten, süßlichen Aroma vielfältig verwendbar ist. Nicht umsonst wird sie auch als Ananas des Nordens bezeichnet. Erst seit wenigen Jahren gewinnt die Steckrübe wieder an kulinarischer Bedeutung. Da ihr Anbau unkompliziert ist und sie weder Agrarchemie noch lange Transporte aus wärmeren Regionen benötigt, ist sie ein modernes, klimaschonendes Nahrungsmittel.
Die Steckrübe ist interessanterweise das Produkt einer Kreuzung zweier verschiedener Arten, dem Kohl (Brassica oleracea L.) und dem Rübsen (Brassica rapa L.). Die klassische Kreuzungszüchtung hat also ganz ohne Gentechnik eine vollkommen neue Kulturpflanzen erzeugt.

Von den in Deutschland noch in den 1920er bis 50er Jahren gehandelten Sorten dürfen über 90 % als verschollen gelten. Unter Rückgriff auf die noch heute zahlreichen ausländischen, insbesondere nord- und nordwesteuropäischen Herkünfte gibt es weiterhin eine erhebliche Sortenvielfalt zu entdecken. 

Anbau: 

Die Steckrübe gedeiht besonders gut auf humushaltigen und lehmigen Böden. Auf leichten Böden muss besonders auf ausreichende Feuchtigkeit und Düngung geachtet werden. Sie lässt sich unkompliziert von Ende Mai bis Mitte Juni direkt ins Beet säen. Eine Voranzucht im Gewächshaus oder auf dem Fensterbrett ist möglich, aber meist nicht notwendig. Steckrüben lassen sich auch als Nachfrucht nach Frühkartoffeln oder Bohnen kultivieren. Feuchtkühles Klima fördert einen gesunden Wuchs. Durch Anbau an wechselnden Stellen im Garten (Fruchtwechsel) kann einem Kohlherniebefall vorgebeugt werden. Für die Balkonkultur sind Steckrüben aufgrund ihrer Hitzeempfindlichkeit und des Platzbedarfs weniger geeignet. 

Ernte: 

Die Haupternte ist im Oktober. Die Rübe übersteht mäßigen Frost, kurzzeitig bis etwa -8°C, ist aber nicht voll winterhart und sollte spätestens vor Weihnachten geerntet werden. Da die Steckrübe gut lagerfähig ist, ist diese bis April für die kulinarische Verwendung verfügbar und ein hervorragendes Wintergemüse. Bei frühem Kulturbeginn (März / April) hingegen können die Rüben bereits im Sommer geerntet werden. Bis zum Winter sind sie dann aber oft zu groß, nicht mehr so zart und auch weniger lagerfähig.

Vermehrung: 

Da die Steckrübe erst im zweiten Kulturjahr in Blüte geht, ist die Saatgutgewinnung im Gegensatz zu der von Tomaten, Chilis oder Bohnen relativ aufwändig. Für die Überwinterung müssen die Rüben vorsichtig geerntet werden, damit sie und die Herzblätter nicht beschädigt werden. Dann werden sie entweder lose, zum Beispiel in wenig feuchte Sägespäne oder Torfmull, bei Temperaturen knapp über 0 °C und hoher Luftfeuchtigkeit eingelagert oder getopft und etwas heller, aber auch möglichst kühl gestellt. Nach einer gewissen Abhärtungsphase können die überwinterten Rüben dann im zeitigen Frühjahr ausgepflanzt werden. In wintermilden Lagen lassen sich Steckrüben auch im Freiland überwintern. Hoch bis zur Spitze angehäufelt werden kurzzeitig Tiefsttemperaturen bis -10 °C oder etwas darunter toleriert.

Da Steckrüben Fremdbefruchter sind, sollten für langfristig gesundes Saatgut etwa 10 bis 15 überwinterte Rüben gemeinsam abblühen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass es zugleich nicht zur Einkreuzung anderer Sorten, insbesondere auch von Raps kommt. Hier sollten vorsichtshalber Abstände von etwa 200m eingehalten werden. Zeitgleich blühende Rapsäcker sollten besser 500m, in Hauptwindrichtung noch größeren Abstand haben. 

Nutzung: 
Traditionell dienen bei uns die weißfleischigen Steckrübensorten als Winterfutter für das Vieh und die gelbfleischigen Sorten der Gemüsenut-zung. Obwohl letztere im Geschmack meist milder sind, gibt es auch weißfleischige Sorten mit sehr gutem Aroma.
Die Steckrübe lässt sich in vielfältiger Weise in der Küche verwenden. Ähnlich wie aus Kartoffeln kann man Steckrüben allein oder in Kombination mit anderem Gemüse zu einem Püree verarbeiten. Eine andere Variante ist Steckrüben-Reibekuchen. Dafür werden die Steckrüben in feine Streifen geraspelt und diese dann in der Pfanne gebraten. Auch als Rohkostsalat sind geraspelte Steckrüben gut geeignet. Gerade hier werden geschmackliche Unterschiede deutlich, welche im übrigen nicht nur von der Sorte, sondern auch vom Boden und weiteren Anbaubedingungen abhängen. Auch Frosteinwirkung kann zu einem intensiveren Aroma führen. In der Gemüsesuppe kann man das etwas strenge Aroma mancher Sorten reduzieren, wenn man die Steckrübe erst spät hinzufügt. Die Stückchen sind dann noch etwas bissfest, aber vom Aroma her milder.
Hier ein Link mit zahlreichen Rezepten.