Bestimmungsschlüssel für die kultivierten Arten innerhalb der Gattung Capsicum L.

Neben den Wildarten gibt es innerhalb der Gattung Capsicum fünf Arten, die jeweils Wildformen, aber auch kultivierte Sorten umfassen. Die korrekte Zuordnung von Sorten zu einer Art ist dabei häufig nicht einfach. Anlässlich der Ausrufung von Paprika / Chili zum Gemüse der Jahre 2015 / 2016 haben wir einen Bestimmungsschlüssel für diese fünf Arten zusammengestellt:

  • C. annuum L., Einjähriger Paprika
  • C. chinense Jacq., Chinesischer Chili
  • C. frutescens L., Strauchförmiger Chili
  • C. baccatum L., Beerenartiger Chili
  • C. pubescens R.&P., Behaarter Chili, Baumchili

Für die Bestimmung der Arten legen wir mit nur kleinen Veränderungen den Bestimmungsschlüssel des International Board for Plant Genetic Resources zugrunde, enthalten in der Veröffentlichung: „Genetic Resources of Capsicum“ (IBPGR, 1983). In diesem Rahmen ist erstmals eine weitgehend anerkannte Systematik der fünf kultivierten Arten veröffentlicht worden. Beim Studium älterer Literatur muss daher mit abweichenden taxonomischen Einschätzungen gerechnet werden.

Insbesondere wurde der Bestimmungsschlüssel jetzt auch in die deutsche Sprache übertragen. Da es für die meisten der Arten keine etablierten deutschen Bezeichnungen gibt, haben wir die verwendeten deutschen Namen eng an den wissenschaftlichen Namen angelehnt. Dies hat allerdings zur Folge, dass die Benennungen in Teilen ebenso irreführend sind. So ist auch der „Einjährige Paprika“ eigentlich mehrjährig und der „Chinesische Chili“ kommt genau wie die anderen Arten aus Lateinamerika.

Die drei Arten C. annuum, C. chinense und C. frutescens lassen sich in manchen Fällen kaum sicher auseinander halten. Weil sich diese drei Arten auch relativ leicht kreuzen lassen, gehen manche Autoren davon aus, dass es sich um eine einzige Art mit ihren Unterarten handelt. Letztlich mag die zukünftige Forschung entscheiden, ob diese nun als eigenständige Arten oder lediglich als Unterarten anzusehen sind. Für Zwecke der Sortenbeschreibung sollte auf jeden Fall weiterhin die einzelne Art bestimmt werden. Im Rahmen der Saatgutgewinnung und Sortenerhaltung müssen sie dagegen wie eine gemeinsame Art behandelt werden, da prinzipiell mit einer Verkreuzung zu rechnen ist.

Als Konsequenz aus der grundsätzlichen Möglichkeit der Verkreuzung ist auch damit zu rechnen, dass einzelne Sorten auf solche Kreuzungen zurückgehen und somit nicht eindeutig einer Art zugeordnet werden können. Dies gilt vor allem für die vorgenannten drei Arten aber in Teilen auch für C. baccatum, auch wenn diese Art sich relativ selten fertil mit den anderen kreuzt. Bei solchen auf Kreuzungen zurückgehenden Sorten kann es vorkommen, dass einzelne Merkmale der einen Art und andere Merkmale eher der anderen Art entsprechen. In eher seltenen Fällen kann es sein, dass dann auch der Bestimmungsschlüssel nicht zu einem eindeutigen Ergebnis führt.

Insgesamt gibt dieser Bestimmungsschlüssel unseren derzeitigen Wissensstand wieder und soll in den nächsten Jahren noch weiter entwickelt werden. Für Hinweise und Verbesserungsvorschläge sind wir in diesem Zusammenhang auf jeden Fall dankbar.

Textfassung des Bestimmungsschlüssels

1a) Reife Samen dunkelbraun bis schwarz: C. pubescens
1b) Reife Samen hell, cremefarben: (2)

2a) Blüten weiß, manchmal mit violett, auf den Blütenblättern mit grünlichgelben Flecken beidseits der Mittelader : C. baccatum
2b) Blüten weiß, grünlichweiß oder violett, ohne solche Flecken, Antheren blau oder weiß : (3)

3a) Reife Früchte mit Einschnürung am Fruchtkelch : C. chinense
3b) Reife Früchte ohne Einschnürung am Fruchtkelch : (4)

4a) Blüten einzeln stehend : (5)
4b) 2 oder mehr Blüten je Nodium : (6)

5a) Blüten reinweiß oder violett : C. annuum
5b) Blüten grünlichweiß, klein, Blütenblätter oft leicht nach hinten eingerollt : C. frutescens

6a) Blüten an den Trieben endständig in Büscheln stehend, reinweiß ; C. annuum
6b) Blüten grünlichweiß, selten violett : (7)

7a) Blütenstängel aufrecht mit scharf nach unten abgeknickter Blüte. Blütenblätter oft etwas zurückgerollt.: C. frutescens
7b) Blütenstängel bogig abstehend oder hängend : C. chinense