Schulgärten im Trend

In Baden-Württemberg – so hat eine Umfrage ergeben – besitzen fast 40 % aller Schulen einen Schulgarten. Allein in München haben 120 Schulen einen Schulgarten. Sie dienen immer der Aus- und Weiterbildung, um Wissen über Gartenbau und Landwirtschaft sowie über Natur- und Umweltschutz zu vermitteln. Und es ist ein lohnenswerter Ansatz, schon Kindern die Vielfalt der Nutzpflanzen vergangener Zeiten nahezubringen.

Joachim Henle hat sich als langjähriges Mitglied des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt in München mit in die Betreuung von Schulgärten eingebracht: Er hat dabei auch Erbsensaatgut alter Sorten, die vom Vereins betreut werden, zum Jahresbeginn an 25 verschiedene Schulen in München verteilt. Er hofft jetzt auf reiche Ernte und dass vor allem die Schüler gefallen insbesondere an den alten Sorten finden und für diese in Zukunft womöglich sogar als Paten zur Verfügung stehen.
„Schulgartenarbeit ist nicht immer ganz leicht, erst recht nicht, wenn das Lernpensum ohnehin sehr groß ist“, so Joachim Henle. „Trotzdem halte ich es für wichtig, Lehrkräfte, Schüler und auch die Eltern dazu zu motivieren und für das Thema Schulgarten zu sensibilisieren.“ Denn in den Schulgärten kann mehr als nur Sachkunde und Biologie unterrichtet werden. Sie eigenen sich ebenso für den Werkunterricht oder das Abhalten einer Deutschstunde unter freiem Himmel.
Joachim Henle ist nun dabei, ein Netzwerk Schulgärten München und Bayern aufzubauen und freut sich über alle Interessierten, die gerne mitwirken möchten.

Mut machen sollte allen, die ebenfalls mit einem Schulgarten liebäugeln, das Adolf-Weber-Gymnasium. Dort wurde der Schulgarten 2008 mit viel Engagement wieder belebt. Neben Kräutern, Beeten mit Mais, Stangenbohnen und alten Kartoffelsorten findet man auch alte Apfel- und Quittenbäume in der Gartenanlage. Ein pensionierter Imker betreut sogar einen Bienenstock. Ohne das Engagement von Eltern, Lehrern und weiteren Freiwilligen, ist die Umsetzung eines Schulgartens allerdings schwierig. Unterstützung finden Interessierte auch beim VEN, der Saatgut alter Sorten für Schulgartenprojekte zur Verfügung stellt.

Geschichte der Schulgärten

Die Entstehung der ersten Schulgärten lässt sich weit zurückverfolgen. In der Antike sollen Platon, Sokrates und Epikur mit ihren Schülern Gärten angelegt haben. Sie dienten noch als inspirierende Umgebung während die Gärten, die der persische König Kyros II anlegen ließ, Schülern den Obst- und Gartenbau nahebringen sollte.
Im Mittelalter übernahmen dann die Klostergärten die Aufgabe, der Vermittlung von Wissen über Nutzpflanzen. Ganz in dieser Tradition steht auch der Klostergarten von Riddagshausen, in dem Ursula Reinhard die Erbsen für die Münchener Schulgärten gezogen hat.
Der wahrscheinlich erste preußische Schulgarten wurde um 1750 durch den evangelischen Theologen und Pädagogen Johann Julius Hecker anlegt. Er diente dazu schulische mit berufsvorbereitenden Lehrinhalten zu verbinden. Ganz ähnlich waren die Ansätze in ländlichen Regionen Deutschlands. Etwa zur gleichen Zeit entstanden dort ebenfalls Schulgärten, wobei der praktische Unterricht im Obst- und Gartenbau im Vordergrund stand. Die Landeskultur-Gesellschaft Arnsberg lobte 1810 erstmals eine Prämie für besonders engagierte Schulen aus. Der Preisträger Olpe hatte 30.000 Apfel- und Birnenkerne gelegt, 4.500 Bäume gezogen und 700 veredelt.

Heute werden Schulgärten vor allem von Grundschulen angelegt und als praktisches Lehrmittel in den Sachunterricht einbezogen. So wird das theoretisch Wissen um den Praxisbezug erweitert. Darüber hinaus wird auch die praktische Arbeit, die Anlage und Pflege vermittelt. Themen, die sich leicht daran anschließen sind Kompostierung, artgerechte Tierhaltung und der Artenschutz. Nicht zuletzt können die Schüler anhand der Ernte den Geschmack frischer und seltener Produkte erleben.

Weitere Informationen: Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten.